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Überblick über die neuere Vereinsgeschichte der
königlich privilegierten
 Feuerschützengesellschaft Zwiesel von 1421

 

 

 

Die Chronik der "königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft", nach Studien vielfältiger, jedoch relativ lückenhafter Quellen, von Paul Friedl zusammengestellt, endet etwa im Jahre 1923 mit einer Notiz aus den Aufzeichnungen des Martin Primbs. Er umreißt die Bedeutung zweier herausragender Schützenpersönlichkeiten in unserem Raume, es waren Herr Christian Rainprechter und Dr. Franz Hoeß.

Der vollständige Text der Friedl'schen Aufzeichnungen ist in der Broschüre "Alte Schützenscheiben" veröffentlicht. Diese Schrift wurde 1986 anlässlich einer Sonderausstellung von historischen Schießscheiben vom Waldmuseum Zwiesel herausgegeben. Einzelexemplare dieser Schriften sind noch im Waldmuseum bzw. im Stadtarchiv Zwiesel greifbar, auch im Vereinsarchiv der Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft befinden sich noch einige Hefte der durchaus lesenswerten Schrift. Ein Großteil der seinerzeit ausgestellten Scheiben ist im Besitz der Kgl. priv. Feuerschützen, die Scheiben stellen zum Teil einen erheblichen kunst- und kulturhistorischen Wert dar.

Der Vervollständigung halber ist hier noch das 3. Niederbayerische Bundesschießen zu erwähnen. Es wurde 1895 durchgeführt und interessanterweise von einem durchaus anspruchsvollen musikalischen Programm begleitet, an zwei Abenden brachte man Werke von Wagner, Bizet, Gounod und Strauß zu Gehör, über den oder die Interpreten ist leider nichts bekannt.

1910 fand das erste Bundesschießen des Niederbayerischen Zimmerschützenverbandes statt, verantwortlich zeichneten damals die Herren Fr. Hoeß, I. A. Röck, Christian Rainprechter, Franz Bitzel, Martin Primbs jun. und H. Maier. Interessant auch hier wieder Preisverteilung mit Konzert im Saale der Pfeffer'schen Restauration.

Vielleicht eher als Kuriosum erwähnenswert, ein im Mai 1894 veranstaltetes Hochzeitsschießen der Herren Dr. Franz Hoeß und Heinrich Rümmelein, das sich immerhin über drei Tage ausdehnte und mit einem Maitanz seinen krönenden Abschluss fand.

Bei sämtlichen veranstalteten Schießen waren äußerst wertvolle Preise zu gewinnen, die damals aktiven Schützen verstanden sehr wohl zu feiern und ließen sich ihre Lustbarkeiten durchaus etliches kosten, offensichtlich waren sie aber auch durch Berufsleben und Alltag nicht so eingeengt, wie wir heutzutage. Über die Zeit nach 1923 finden sich kaum noch Aufzeichnungen über das Schützenwesen in Zwiesel, lediglich aus amtlichen Schriftstücken ergeben sich einige Hinweise, dass in Zwiesel zwar zahlreiche Schützengesellschaften bestanden, über deren einzelne Aktivitäten ist aber leider nichts mehr zu eruieren.

Der Großteil der vorhanden Unterlagen dürfte in der Nachkriegszeit entweder vernichtet worden sein oder auf andere Weise verlorengegangen sein. 1934 musste der damalige Zwieseler Bürgermeister Daiminger auf Veranlassung des Reichssportführers alle Vereinigungen auflisten, auch Tischgesellschaften, die noch den Schießsport ausübten. Folgende Schützengesellschaften waren zum genannten Zeitpunkt noch aktiv:
     - Privilegierte Feuerschützengesellschaft (Rainprechter),
     - Kleinkaliberschützen (Primbs),
     - Altschützen (I. A. Röck),
     - Müllerschützen (Nikolaus Müller)
Weitere noch existierende Gesellschaften, die aber ihre Aktivitäten bereits eingestellt hatten:
     - Schützen bei Hieke,
     - Schützen bei Stern,
     - Schützen bei Buchinger,
     - Schützen bei Nirschl Andre,
     - Schützen bei Hirtreiter Josef.

Die Schießstätten der aktiven Schützenvereinigungen befanden sich hinter der Pfefferbrauerei, in der Jankabrauerei, im Gasthaus I. A. Röck und im Café Müller. Man schoss Pistole 10 bis 50 m, KK 50, 60, 80 und 100 m, Zimmerstutzen und auch Langwaffen, aus denen Mantelgeschosse verschossen wurden.

Aus mündlichen Berichten lässt sich entnehmen, dass zumindest bei der privilegierten Feuerschützengesellschaft bis fast zum Kriegsende noch in gewissem Rahmen ein Vereinsleben bestand, das sich aber naturgemäß mehr und mehr auf die Beobachtung des Kriegsgeschehens konzentrierte.

Das Schützenwesen dürfte wohl in dieser unseligen Zeit, zumindest was Zwiesel betrifft, zunehmend von militärischen bzw. paramilitärischen Organisationen vereinnahmt worden sein. Doch auch eine braune Diktatur konnte die waidlerische Liebe zum Schützenwesen nicht ausrotten. Sobald man sich einigermaßen von der Kriegs- und Nachkriegszeit erholt hatte, fanden sich drei altgediente Schlachtrosse zusammen und gründeten 1949 eine Schützengesellschaft neu, nun unter dem Namen "Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft von 1421 Zwiesel". Die drei Aufrechten hießen Norbert Weinzierl, André Röck und Otto Stangl, als vierter fand sich kurzer Zeit später Lehrer Franz Weinzierl hinzu.


Das Fähnlein der drei bzw. vier Aufrechten. Von links: Otto Stangl, I. A. Röck, Norbert Weinzierl und Franz Weinzierl
  


Die Akteure - offensichtlich recht gut aufgelegt

                                                                   

Unter ihrer Ägide versammelte sich bald der verstreute Rest der Schützen, auch kamen nach und nach, wenn es das Schicksal gut gemeint hatte, die Kriegsheimkehrer hinzu, Jungschützen wurden aufgenommen und alsbald zählte die Gesellschaft wieder an die dreißig Mitglieder. Als Schützenlokal hatte man sich nun das Gasthaus "Luitpoldlinde" ausgesucht, wo anfänglich unter abenteuerlichsten Bedingungen in der Gaststube geschossen wurde, ebenso abenteuerlich die aus dieser Zeit überlieferten "Huderl": Josef Wirnhier fungierte z. B. als Tell's Sohn, dem man doch tatsächlich mit dem Luftgewehr einen Apfel vom Kopf schoss, Wirnhier hatte natürlich als Gefahrenzulage reichlich geistige Getränke erhalten. Dass die Schützen immer schon ein lustiges Volk waren, belegt ein Bilddokument aus früheren Zeiten, im Röckgarten hielt man aus Spaß an der Freud ein Armbrustschießen ab, die verwendete Armbrust existiert heute noch.

1958 war für die Schützen eine Hürde zu nehmen, da der Bayerische Sportschützenbund (1951 neugegründet) festgestellt hatte, dass die Feuerschützengesellschaft Zwiesel nicht als privilegiert registriert war. Aufgrund neuerlicher Recherchen im Bayerischen Staatsarchiv konnte jedoch nachgewiesen werden, dass das Prädikat "Königlich privilegiert" zurecht geführt wird. Ein Jahr später kriselte es im Verein, als sich Differenzen mit dem Schützengau ergeben hatten, hier ein Urteil abzugeben, wer letztendlich die Schuld an diesem Verdruss hatte, ist müßig, jedenfalls verließen die Königlich privilegierten mit Grollen vorübergehend den Schützengau.

Nachdem der nun wieder aktive Schützenverein laufend an Mitgliedern zunahm, kam man auf die Idee, ein Kellergewölbe im Gasthaus "Luitpoldlinde" auszubauen, 1967 war der Schützenkeller bezugsfertig. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus ein sehr gemütliches und uriges Schützenlokal, das dann bis zum Bau unseres Schützenhauses die Heimat der Königlich privilegierten war.


Im Schützenkeller

Die Schützen "bevölkerten" im wahrsten Sinne des Wortes den Schützenkeller und manchmal konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Franz Xaver Dresly bereits 1791 dunkle Ahnungen hatte, als er sich aufregte, "dass ein neues Schießhaus Bürger und Bürgerssöhne nur zu Liederlichkeit und Ausschreitungen anhalte und eine Schützenkompanie auch keine Schankgerechtigkeit bräuchte". (Allerdings war Dresly Gastwirt).

Die Feuerschützengesellschaft wurde nun zunehmend aktiver, bereits 1952 führte man das zweite Niederbayerische Bundesschießen im Rahmen des Grenzlandfestes durch, die Veranstalter waren die Königl. privil. Feuerschützengesellschaft unter erstem Schützenmeister Norbert Weinzierl und die Schützengesellschaft "Hubertus" unter Heinrich Hieke.


Norbert Weinzierl, der 1. Schützenmeister nach den Krieg bis 1961


A. Röck als Schützenkönig

In diesem Zusammenhang muss man unbedingt eine markante Schützenpersönlichkeit erwähnen, es war André Röck, der 1952 Schützenkönig wurde, im wahrsten Sinne des Wortes ein Altschütze, er errang die Königswürde im respektablen Alter von 75 Jahren, für die damals aktiven Schützen natürlich Anlass zu einer deftigen Feier.

Weitere Marksteine in der Vereinsgeschichte sind die Durchführung des 500-jährigen Erinnerungsschießens an die Zwieseler Armbrustschützen 1967 unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Erich Schott, wiederum im Rahmen des Grenzlandfestes, 1970 das 15. Niederbayerische Bundesschießen, Schirmherr war Direktor Pierstorf, beide Veranstaltungen organisierte der damalige Schützenmeister Adam Pfeffer.


Adam Pfeffer, Schützenmeister 1961 - 1982, "Schützenhausbauherr"

 

Irgendwann 1976 kam Adam Pfeffer auf die Idee, ein Schützenhaus zu bauen. Er führte bereits erste Gespräche über Grundstückserwerb, Bauplanung und Finanzierung, damals waren ABM-Maßnahmen äußerst aktuell, überhaupt trieb Adam Pfeffer, seiner Idee verfallen, das Vorhaben in der ihm eigenen, nonchalanten Art zügig voran. Ein geradezu idyllisches "Fleckerl", am Ortsrand von Bärnzell gelegen, schien wie geschaffen, darauf ein Schützenhaus zu errichten. Die Verkaufverhandlungen mit der Familie Kappl in Bärnzell verliefen problemlos.

1976 fand sich auch wieder eine Damenriege zusammen, unter Schützenmeisterin Gretl Dötsch, im weiteren Verlauf des Schützenhausbaues war die Damenriege äußerst fleißig tätig, besonders was Innenausstattung und Gestaltung des Aufenthaltsraumes anbelangte.

Die anfangs großzügig gefassten Beschlüsse, ein Schützenhaus zu bauen, mussten im weiteren Verlauf der Vorarbeiten in mühsamer Kleinarbeit von den jeweiligen Ausschüssen in die Tat umgesetzt werden, es ergaben sich aber während der Planung Schwierigkeiten und Hindernisse, die manchesmal das ganze Projekt fast scheitern ließen.


Landschaft um das Schützenhaus

Unvorhergesehene Auflagen und Vorschriften brachten die Finanzierung ins Wanken, besonders prekär wurde die Situation, als ein Bundeszuschuss von einer Bezuschussung durch das Land abhängig gemacht wurde und umgekehrt, dies hätte fast das Aus bedeutet, die damals kalkulierte Bausumme belief sich auf fast 800.000,- DM.

Besonders ausgebufften Schützenbrüdern ist es hier zu verdanken, konsequent jede nur mögliche Beziehung, man kann fast sagen, ausgenutzt zu haben, um auf verschlungenen Pfaden doch noch ans Ziel zu kommen. Teilweise bewegte man sich fast am Rande der Legalität, umsomehr sind wir den Schützenbrüdern und den anderen maßgeblich an diesen Aktionen beteiligten Herren zu sehr herzlichem Dank verpflichtet. Insbesondere Herrn MdL Sepp Niedermayer, dem es im Wesentlichen zu verdanken ist, die maßgebenden ministeriellen und behördlichen Pforten geöffnet zu haben, in erfolgreicher und listenreicher Zusammenarbeit mit unserem Sepp Dötsch, dem späteren "Baupräsidenten".

Exakteste Kassenführung während der Bauzeit gewährleistete der leider zu früh verstorbene Rudi Harant.

Die Bauausführung lag in den bewährten Händen der Arge Ganserer-Weinzierl, während der allfällige Schriftverkehr (Verwendungsnachweise und jeweilige Anträge) von unserem Schützenbruder Rudi Schmid pünktlich und genau erledigt wurde.

Bei den ABM-Maßnahmen unterstützte uns äußerst tatkräftig der Leiter des hiesigen Arbeitsamtes Herr Gerhard Hain, der die gebotenen Möglichkeiten zu unseren Gunsten voll ausschöpfte.

Im Oktober 1978 schließlich war Baubeginn des Schützenhauses.


Am Anfang ein Chaos

Der Schützenhausbau wurde zunächst zügig vorangetrieben, freilich kam es auch wieder zu Verzögerungen, wie bei jedem terminlich eingeengten Bauvorhaben üblich, erwähnenswert, dass der Schützenhausbau als Modell für Winterbaumaßnahmen diente. Leider zwangen heftige Schneefälle im März 1979, den Bau vorrübergehend ganz einzustellen, ab April ging es aber umso zügiger wieder voran, viele Arbeiten wurden im weiteren Baugeschehen von den Schützenschwestern und -brüdern in Eigenleistung ausgeführt, teils aus Kostengründen und auch, um einigermaßen den Terminplan einhalten zu können. Eine Reihe von Schützenbrüdern war äußerst eifrig am Werk, woran unser damaliger Senior Kamm Toni, der trotz seines hohen Alters von 76 Jahren mit erstaunlicher Ausdauer und Vitalität unermüdlich tätig war.


Kamm Anton, einer unserer Ausdauerndsten

Viele leisteten damals ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechend, durchaus wertvolle Dienste, die einen mehr im Groben, andere wiederum beschäftigten sich mehr mit Feinarbeiten.


Einer unserer "Emsigen" vom Bau


Unser Schützenhaus


Ausschnitte vom Festzug

Schließlich war es soweit, mit einem großartigen Fest und einem Eröffnungsschießen wurde am 30. Mai 1980 das Schützenhaus eröffnet.


He, eahm schau o, aiz kann as auf amoi!


Anton Kamm und Adam Pfeffer beim Diskurs im Neuen Schützenhaus


Du, gell, wennst mi no oamoi aufwechst!


Do schau her, von wegen genau in da Mitt!